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“WARUM NICHT IN BERLIN?”

Auf unserer Entrepreneurship-Tagung am 7. Mai hatte ich eine längere Unterhaltung mit einem jungen Mann, der aus Berlin angereist war, um sich über unseren neuen Studiengang Gründung, Innovation, Führung (GIF) zu informieren. Ihn bewegten drei Fragen:

  1. Warum ausgerechnet Bremerhaven? Berlin sei doch viel cooler und Bremerhaven nur ein hoffnungs- und bedeutungsloses Kaff im Nirgendwo.
  2. Kann der Studiengang nicht zumindest nach Bremen umziehen, damit er in Berlin wohnen bleiben und gelegentlich pendeln könne?
  3. Garantieren wir ihm, dass in dem Studiengang nur Spitzenleute und totale Mega-Macher sein werden, die richtig was auf die Beine stellen?

Diese Formulierungen sind zwar keine wörtlichen Wiedergaben, aber sie ähneln denen des jungen Mannes und sind keine Übertreibungen. Wenn ich den Ego-Faktor und die “Berlin = Nabel der Gründerwelt”-Perspektive mal rausrechne, bleiben drei Fragen übrig, die durchaus ihre Berechtigung haben und die sich wahrscheinlich auch einige von euch stellen.

1. Warum ausgerechnet Bremerhaven?

Aus Zufall und Absicht.

Zufällig stieß ich 2014 in Bilbao auf einen sogenannten “Team Academy”-Studiengang, war gleich begeistert und nahm mir vor, so etwas auch in Deutschland zu starten. Und zufällig bin ich Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Bremerhaven, wo ich natürlich Heimvorteil genieße, wenn ich mit einer neuen Idee komme.

Klar, ich habe mir auch Gedanken gemacht, ob Bremerhaven ein geeigneter Standort ist. Die Stadt ist kein einfaches Pflaster, vor allem wenn man einen Arbeitsplatz sucht, denn es herrscht hohe Arbeitslosigkeit.

Doch damit sind für Gründer auch Vorteile verbunden: Mieten sind niedrig. Es gibt günstigen Büroraum, günstige Lagerflächen und immer wieder freie Ladenlokale für Pop-Up-Stores, was in Berlin (und München und Hamburg und Leipzig und Frankfurt und…) knapp und sehr teuer ist. Und im digitalen Zeitalter werden vermutlich viele der studentischen Geschäftsideen ohnehin keine räumliche Bindung mehr verlangen, d.h. physische Nähe zu Kunden ist häufig nachrangig.

Natürlich ist Berlin für Gründer enorm inspirierend. Deshalb werden unsere Studierenden immer wieder Zeit in Berlin verbringen. Aber Berlin bietet auch unendlich viele Ablenkungen. Und Ablenkungen sind der Feind aller ernsthaften Gründer, denn neue, wirklich wichtige und innovative Projekte verlangen extreme Hingabe, Disziplin und einen konsequenten Fokus aufs Wesentliche. Das geht in Bremerhaven.

Last but not least: Die Seestadt Bremerhaven ist nicht gesättigt, sondern hungrig und im Wandel. Wirtschaft und Politik wissen, wie wichtig es ist, dass junge, unternehmerische Menschen hierher kommen, etwas auf die Beine stellen, Arbeitsplätze schaffen und die Kultur prägen. Hier erfahrt ihr viel Unterstützung, Anerkennung, Wertschätzung und Sichtbarkeit. Der Studiengang GIF ist eine Chance für euch, und ihr seid eine Chance für Bremerhaven.

2. Fernpendeln nach Bremerhaven?

Die zweite Frage des erwähnten jungen Manns betraf das Fernpendeln von Berlin nach Bremerhaven. Ganz klar: Der Studiengang GIF ist kein Fernstudiengang und auch kein Teilzeitstudiengang. Er lebt vielmehr vom direkten, ständigen, intensiven Miteinander. Schließlich geht es darum, das eigene Unternehmen zum Fliegen zu bringen.

Wir richten für euch im schönen Alten Fährhaus in Bremerhaven einen Coworking-Space ein. Dort wird euer Arbeitsplatz sein, von dort aus entwickelt ihr eure Unternehmen. Dafür solltet ihr so oft wie möglich da sein, um im Team an euren Geschäftsideen, Produkten, Strategien und Geschäftsmodellen zu arbeiten, euch mit anderen Studierenden und Gründern auszutauschen, voneinander zu lernen, die Team Coaches um euch zu haben und vor Ort ein Kontaktnetzwerk aufzubauen.

Wenn nötig, könnt ihr von Bremen nach Bremerhaven pendeln (35 Minuten), die Bahnfahrt ist sogar in eurem studentischen Semesterticket enthalten. Aber schon von Hamburg, Hannover oder Oldenburg nach Bremerhaven dauert die Fahrt so lang, dass ihr schnell die Lust am Pendeln und damit den engen Kontakt zu eurem Team verlieren würdet. Davon können wir nur abraten.

3. Muss ich Held bzw. Heldin sein?

Als der junge Mann mich sinngemäß fragte, ob sichergestellt sei, dass nur völlige Überflieger in den Studiengang aufgenommen würden, schlug ich vor, dass sich InteressentInnen doch am besten bei ihm bewerben sollten. Er war so irritiert von meiner Antwort, wie ich von seiner Frage.

Mit dem Studiengang GIF wollen wir Entrepreneurship in die Breite tragen. Wir wenden uns gerade NICHT an heldenhafte Einzelgänger, sondern sehen in sorgfältig entwickelten Teams die Chance, Gründung und Unternehmertum zu einer beruflichen Möglichkeit für viele Menschen zu machen und langfristig Deutschland insgesamt unternehmerischer werden zu lassen.

Damit ein Team funktioniert, darf es nicht aus lauter gleichen Typen bestehen. Ein Team der Visionäre ist ebenso hilflos (und anstrengend) wie ein Team der Macher oder ein Team der Kreativen. Der Mix macht’s. Auch der Mix von jünger und älter, Weiblein und Männlein, Eingeborenen und Zugezogenen. Für den Studiengang GIF solltest du über Eigeninitiative verfügen und gerne in Teams arbeiten, aber ansonsten ist Unterschiedlichkeit von Vorteil.

 

(Text: Michael Vogel: Bild: Wikimedia/CC0-Lizenz)

UNSERE ENTREPRENEURSHIP-TAGUNG: NACHLESE

Um unseren neuen Studiengang “Gründung, Innovation, Führung” (GIF) der Öffentlichkeit vorzustellen, hatte die Hochschule Bremerhaven für den 7. Mai zur Tagung “Entrepreneurship fördern durch Bildung” ins Haus der Wissenschaft in Bremen eingeladen. Rund 120 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Gründungsförderung, Politik und Verwaltung, Verbänden, Bildungseinrichtungen und Medien sowie eine ganze Reihe Studieninteressierter füllten unseren Saal bis auf den letzten Platz.

Rektor Peter Ritzenhoff (HS Bremerhaven) moderierte die Tagung. Michael Vogel (HS Bremerhaven) als Initiator und treibende Kraft des Studiengangs, stellte GIF anhand einiger seiner Besonderheiten vor. Jörg Freiling (Uni Bremen) sprach über die Herausforderung des Gründens und der Entrepreneurship Education in Zeiten von VUCA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Mehrdeutigkeit). Und Thomas Sattelberger (Mitglied des Bundestages) ging in seiner kraftvollen Keynote auf Bildung und Lernen für die digitale Zukunft ein.

Die gezeigten Präsentationen können hier heruntergeladen werden:

Daran schlossen sich Gespräche in kleineren Kreisen zu vier Themen an:

Abschließend einige Impressionen von der Tagung:

Eröffnung durch Peter Ritzenhoff, Rektor der Hochschule Bremerhaven

Jörg Freiling spricht über die neue Epoche des Gründens (Gründen 4.0)

Thomas Sattelberger zieht das Publikum in seinen Bann

Thomas Sattelberger über Deutschland, das sich bei Bildung, Digitalisierung und Innovation abhängen lässt

Barbara Schieferstein präsentiert zwischen Ralf Stapp (l.) und Fabian Oestericher, Julia Köhn und Jan Wessels

Michael Vogel (l.) und Jörg Freiling stehen Interessierten zu Entrepreneurship Education Rede und Antwort

Gelöste Stimmung

 

(Text: Michael Vogel; Bilder: Steffi Schmidt)

AUF ZUR CEBIT – MIT UNSEREN FREIKARTEN!

Hurra, wir sind am 12.-15. Juni mit einem kleinen Stand auf der CEBIT (“Europas Business-Festival für Innovation und Digitalisierung”) in Hannover! Der große Messeauftritt Bremens bietet uns netterweise Unterschlupf. Du findest uns am Stand D51 in der Startup-Halle 27.

Was, du hast noch keine Eintrittskarte für die CEBIT? Na, dir kann geholfen werden.

Denn als Aussteller haben wir Fachbesucher-Freikarten, die für die ganze CEBIT gültig sind. Wenn du also zur CEBIT möchtest, schreibe uns eine kurze Nachricht über unser Kontaktformular. Per Mail schicken wir dir dann einen Code, mit dem du unter https://www.cebit.de/de/registrierung/ticket/ kostenlos deine Eintrittskarte(n) buchen kannst. Nur solange der Vorrat reicht, ist ja klar.

Die Tickets werden personalisiert mit deinem Namen. Sie sind also nicht übertragbar. Weil beim Einlass stichprobenhaft geprüft wird, ob die Person zu dem Namen auf dem Ticket passt, ist es wichtig, dass du deinen Personalausweis zur CEBIT mitnimmst.

Bitte sei so fair und nutze unser Angebot nur, wenn du auch tatsächlich Interesse an unserem Studiengang GIF hast und unseren Stand auf der Messe besuchen willst.

“IST DAS NICHT RISKANT?”

Diese Frage gehört zu den ersten, wie uns in Gesprächen und Präsentationen gestellt wird, und sie kommt so sicher wie das Amen in der Kirche: Ist es nicht riskant, ziemlich ahnungslose Studienanfänger eigene Unternehmen gründen zu lassen? Unsere Antwort ist ganz klar: nein. Eine Gründung ist erst einmal nur ein juristischer Akt, für den ein paar Formalitäten und etwas Geld erforderlich sind. Und schwupp, das Unternehmen ist gegründet, ganz ohne Risiko.

Okay, so wörtlich ist die Frage natürlich nicht gemeint. Bei Unternehmensgründung denken Menschen eher an die gesamte Anfangsphase von Unternehmen, wenn jeder Schritt ein Vorantasten erfordert, weil man alles zum ersten Mal macht und noch gar nicht weiß, was alles schiefgehen kann. Trotzdem ist es sinnvoll, sich bewusst zu machen, dass Gründen nur bedeutet, das Fundament zu legen, nicht das Haus zu bauen.

Risiken entstehen, wenn das Unternehmen tätig wird, indem es Verpflichtungen eingeht, Haftung z.B. für seine Produkte übernimmt, Kredite aufnimmt oder Kapital einsetzt. Wie groß diese Risiken sind, lässt sich recht gut abschätzen, planen und steuern. Hier einige Beispiele, wie wir im Studiengang eine Risikobegrenzung erreichen:

  • Die Unternehmen der Studierenden sind Genossenschaften, deren Haftung in der Regel auf die Höhe des Unternehmensvermögens beschränkt ist.
  • Die Unternehmen dürfen keine Kredite aufnehmen, um sich zu finanzieren. Damit vermeiden wir das Risiko von Überschuldung.
  • Das Eigenkapital der Unternehmen wird im Laufe der Zeit mit Projekten für Kunden verdient. Es muss also niemand eigenes Geld reinstecken, das irgendwann verloren sein könnte.
  • Für Entscheidungen mit weitreichenden finanziellen Konsequenzen ist Einstimmigkeit der Gesellschafter*innen (= Studierenden) erforderlich. Das Risikoniveau des eigenen Unternehmens hat also jede und jeder einzelne selbst in der Hand.
  • Wir richten einen “Gründungsfonds” ein, der nicht nur Gründungskosten vorfinanzieren und für vielversprechende Projekte Zuschüsse gewähren kann, sondern zur Not auch als Risikopuffer fungiert.

Unser wichtigstes Instrument zur Risikobegrenzung ist aber unser Coaching-Prozess. Jede Maßnahme wird gemeinsam besprochen, geplant, Kritik unterzogen, neu durchdacht und umgeplant, erneut diskutiert, bei der Umsetzung durch uns Team Coaches begleitet und hinterher evaluiert.

Wir orientieren uns am sogenannten “Lean Startup”-Ansatz, der Risiken so klein wie möglich hält, indem er auf besonders schlanke, flexible Prozesse, kleine Produkttests und ständiges Kundenfeedback setzt, statt erst lange und aufwändig an einem Produkt zu tüfteln, das der Kunde am Ende vielleicht nicht will und deshalb ein hohes Risiko bedeuten würde.

Übrigens  ist es heute leichter denn je, ein innovatives Unternehmen aufzubauen. Internet, Digitalisierung und Dienstleistungsgesellschaft bieten fantastische Bedingungen, um mit geringem Kapitaleinsatz und in kurzer Zeit neue Geschäftsideen und Produkte am Markt auszuprobieren.

(Text: Michael Vogel; Bild: Liannadavis/Wikimedia)

“GIBT ES AUCH PRÜFUNGEN?”

Ja, Prüfungen gibt es. Jedes einzelne Modul des Studiengangs “Gründung, Innovation, Führung” (GIF) schließt mit einer Prüfung ab. Die Modulübersicht auf der Hochschulwebsite macht deutlich, dass sogar eine ganze Menge Prüfungen zu bestehen sind.

Da der Studiengang zu Prüfungszwecken möglichst nur Arbeit nutzt, die ohnehin geleistet wird, statt zusätzliche Arbeit zu machen, und weil der Studiengang möglichst frei sein soll von Prüfungssituationen, denen Unternehmer*innen normalerweise nicht ausgesetzt sind, gibt es aber keine Klausuren bei GIF (evtl. mit Ausnahme der Englischkurse). Stattdessen fertigen die Studierenden für die meisten Module ein Modulportfolio an.

Das Modulportfolio ist eine besondere Prüfungsform, die aus einer Zusammenstellung kommentierter Belege von Lernaktivitäten und erreichten Lernzielen besteht. Je nach Modul können die Belege sehr unterschiedlich aussehen, z.B. Feedback auf Kundenbesuche oder auf den Pitch einer Geschäftsidee, gewonnene Kunden und erzielte Umsätze, ein entwickeltes Produkt, ein als Projektleiter*in zu Ende gebrachtes Kundenprojekt, die Verbesserung eines bestimmten Prozesses im Studiengang, verfasste Essays, dokumentierte Selbstbeobachtungen und die Reflexion des eigenen Lernprozesses.

Lernziele und die dafür nötigen Maßnahmen werden zu Beginn jedes Semesters individuell mit dem Team Coach besprochen, im gesamten Team abgestimmt und in Lernkontrakten fixiert. Indem die Studierenden ihre eigenen Lernziele wählen und begründen, die Maßnahmen zur Zielerreichung mit ihrem Team vereinbaren und schließlich ihre Lernerfolge dokumentieren und kommentieren, setzen sie sich viel aktiver, bewusster und im Laufe der Zeit kompetenter mit ihrem Lernen auseinander, als dies bei festgelegten Lernzielen, vorgegebenem Stoff und Standardprüfungen der Fall ist.

Die vertiefte Auseinandersetzung mit dem eigenen Lernen ist gewollt, denn der Studiengang soll nicht eindimensional auf Entrepreneurship ausgerichtet sein. Vielmehr fördert er gleichberechtigt Lernkompetenzen, Führungskompetenzen und unternehmerische Kompetenzen jeweils im Teamkontext.

(Foto: Adobe Stock)

“WIE STARK MÜSSEN DIE FIRMEN WACHSEN?”

Fragen nach wirtschaftlichen Anforderungen an die studentischen Unternehmen unseres geplanten Studiengangs “Gründung, Innovation, Führung” (GIF) erreichen uns immer mal wieder. Hier drei Beispiele: Wie stark müssen die studentischen Firmen wachsen? Welchen Umsatz müssen sie schaffen? Müssen sie Gewinn machen oder sind auch Non-Profit-Unternehmen möglich?

Aus diesen Fragen ist nicht direkt erkennbar, was hinter “müssen” steckt. Geht es um die Voraussetzungen, damit sich ein Unternehmen am Ende des Studiums sinnvoll weiterbetreiben lässt? Dann lautet die Antwort: Die Unternehmen müssen sehr stark wachsen und viel Umsatz machen. Nur dann lassen sich beispielsweise Gehälter für ein großes Team bezahlen. Unser Studiengang GIF umfasst sowohl Module und Methoden zur Wachstumsbeschleunigung als auch Coaching und Spielraum für diejenigen Studierenden, die sehr wachstumsorientiert arbeiten wollen.

Es kann aber auch sein, dass die obigen Fragen (Wie stark müssen die Firmen wachsen? etc.) nicht auf die wirtschaftliche Nachhaltigkeit der Unternehmen anspielen, sondern auf die Leistungsbewertung der Studierenden. Die Fragen lassen sich dann umformulieren in: Hängt meine Note vom Wachstum und vom wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens ab?

Ja und nein.

Zunächst zum Nein: Der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens ist nur begrenzt von Entscheiderinnen und Entscheidern des Unternehmens beeinflussbar. Märkte und Kunden folgen ihren eigenen Logiken, die sich zwar beobachten und erforschen, aber nur eingeschränkt beeinflussen und prognostizieren lassen. Auch die besten Gründerinnen und Gründer (ebenso wie etablierte Unternehmen) landen Flops. Es wäre von uns unfair und pädagogisch unklug, wenn wir die Notengebung von externen Einflüssen abhängig machen würden. Benotet werden Aktivitäten (z.B. Planungsprozesse, Nutzung von Methoden, Kommunikation mit Kunden) und Produkte (z.B. Prototypen, Geschäftsmodelle, verfasste Essays), nicht Umsatz oder Wachstumraten.

Nun zum Ja: In der Medizin heißt es, wer heilt, hat recht. Analog sagt man über Unternehmen, ihr Erfolg gibt ihnen recht. Wenn also beispielsweise ein Team von Studierenden ein Produkt entwickelt, das bei uns Team Coaches Stirnrunzeln auslöst, aber bei bestimmten Kunden gut ankommt, müssen wir das anerkennen. Sonst würden wir ja die Kunden hinsichtlich ihrer eigenen Bedürfnisse und Präferenzen für inkompetent erklären. Der Markterfolg eines Produkts ist ein wichtiges Kriterium für die Beurteilung des Produkts. Deshalb berücksichtigen wir Umsatz und sein Wachstum bei der Notengebung – aber eben nicht als Selbstzweck, sondern als Kriterium für die Bewertung eines Produkts.

Abschließend noch drei Sätze zur Frage: Müssen die Unternehmen Gewinn machen oder sind auch Non-Profit-Unternehmen möglich? Ja, auch studentische Non-Profit-Unternehmen sind möglich. Aber auch nicht gewinnorientierte Unternehmen sollten Gewinn erwirtschaften, um ihr Eigenkapital zu stärken und dadurch ihre Handlungsfähigkeit zu erweitern. Non-Profit bedeutet nur, dass Gewinne kein Hauptzweck sind und dass sie auch nicht an die Eigentümer eines Unternehmens ausgeschüttet werden, sondern im Unternehmen verbleiben.

(Text: Michael Vogel; Bild: Adobe Stock)

 

“WAS FÜR UNTERNEHMEN WERDEN GEGRÜNDET?”

Die studentischen Unternehmen, die im Studiengang “Gründung, Innovation, Führung” entstehen, sind Genossenschaften. Waaas? Keine Aktiengesellschaften? Keine GmbHs? Was ist überhaupt eine Genossenschaft?

Dazu schreibt Gablers Wirtschaftslexikon: “Die Genossenschaft ist eine Gesellschaft von nicht geschlossener Mitgliederzahl mit dem Zweck, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder oder deren soziale oder kulturelle Belange mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes zu fördern […]. Der Charakter der Genossenschaft kommt zum Ausdruck […] in der Gleichberechtigung der Mitglieder untereinander ohne Rücksicht auf die Höhe ihrer Kapitalbeteiligung an der Genossenschaft sowie in der Selbstverwaltung durch die Genossenschaftsorgane”.

Die Genossenschaft entspricht der Idee des Lernens und Wirtschaftens im Team sehr viel besser als andere Unternehmensformen. Erstens ist der Zweck von Genossenschaften, wie oben erwähnt, die Förderung der sozialen und kulturellen Belange der Mitglieder durch gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb. In unserem Fall steht die Förderung von Erfahrungslernen im Mittelpunkt. Der Geschäftsbetrieb der Studierenden ist schließlich kein Selbstzweck, sondern dem Lernen dienend untergeordnet. Zweitens gilt bei Genossenschaften das demokratische Prinzip, dass alle Mitglieder unabhängig von ihrer Kapitaleinlage das gleiche Stimmrecht haben (Punkt 1 der Aufzählung), was die Gleichberechtigung der Studierenden unterstreicht. Und drittens muss sich jede Genossenschaft regelmäßig extern prüfen lassen, was von den Studierenden noch mehr Ernsthaftigkeit verlangt und zusätzliches Feedback bedeutet.

Genossenschaften haben kein Mindestkapitel, d.h. eine Gründung ist auch mit einem Euro Einlage möglich, was mit studentischen Budgetskompatibel ist. Und die Haftung der Mitglieder ist in der Regel begrenzt auf die Höhe des Vermögens der Genossenschaft.

(Foto: Adobe Stock)

Tollen Feedback für GIF in Berlin

Wie nutzt man die Wirtschaft als Lernfeld? Welche Lernformate und -inhalte brauchen die GründerInnen von morgen? Wie können Hochschulen und Universitäten GründerInnen fit für den Alltag als UnternehmerInnen machen?

Das waren Fragen mit denen sich der 2. Deutsche Entrepreneurship Education Campus an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin beschäftigt hat. Vertreter von verschiedenen Institutionen aus Bildung, Wirtschaft und Regierung kamen zusammen, um diese wichtigen Themen zu diskutieren und die neusten Erkenntnisse und Entwicklungen zu teilen. Und wir vom Studiengang GIF – Gründung, Innovation, Führung wurden eingeladen, den innovativen Studiengang vorzustellen.

Entrepreneurship Education – Was ist das eigentlich?

Mit dieser Frage beschäftigte sich eine kleine Gruppe von Akteuren aus dem Bildungsbereich und der Politik am ersten Tag der Veranstaltung. Das Outcome: die englische Bezeichnung Entrepreneurship Education umfasst viele Bereiche. Traditionell ist Deutschland ein Land, in dem bei Gründung zuerst die Hindernisse gesehen werden. Die Akteure, die hier zusammen gekommen sind wollen das ändern. Denn unternehmerisches Handeln bietet viele Chancen für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die GründerInnen selbst. So geht es in der Entrepreneurship Education darum zu aktivem, verantwortungsvollem Denken und Handeln anzuregen und damit den Nährboden für gesellschaftlichen Wandel zu schaffen.

Entrepreneurship – Umdenken erwünscht

Unternehmertum also Entrepreneurship ist in Deutschland immer noch ein wenig negativ belegt. Oft kommen Stichworte wie Kapitalismus und umweltschädliches Verhalten, wenn man darüber spricht. Deshalb ist die Entrepreneurship Education so wichtig. Denn Entrepreneurship kann so viel mehr sein. Gemeinsam sprachen wir über den Bezug von Entrepreneurship und Wirtschaft. Und dieser Zusammenhang steht entgegen der Vorurteile nicht an erster Stelle. Gerade im Bereich der Social Entrepreneurship sieht das ganz anders aus. Häufig sind dies Unternehmen, die zwar mit Geld umgehen, aber die Non-Profit laufen. Das heißt die Kosten, die die Unternehmung verursacht (Produkte, Mitarbeiter, Büromiete, etc.) werden gedeckt, allerdings ist das Ziel nicht Gewinne zu erzielen.

Aber auch ganz “normale” Unternehmen, die Gewinne erzielen möchten, sollten sich nicht nur am Geld orientieren. Der Umgang mit der Umwelt und den Menschen, die mit dem Unternehmen in Verbindung stehen, sollten genauso zählen. Bei vielen großen Unternehmen sehen wir diese Denkweise leider noch nicht. Aber hier liegt die riesige Chance der Entrepreneurship.

Im Studiengang GIF – Gründung, Innovation, Führung sind die studentischen Unternehmen als Genossenschaften organisiert. Schon rechtlich steht hier ein besonderer Zweck im Vordergrund. Eine Genossenschaft soll Werte für die GesellschafterInnen und die Gesellschaft schaffen. Der soziale Gedanke ist also immer mit dabei.

Auch Prof.Dr. Günther Faltin war vor Ort. Er hat in dem Bereich der Entrepreneurship Education einen besonderen Platz. Seit 1985 beweist er mit der Teekampagne, dass jeder erfolgreich gründen kann. „Imagination und Visualisierung sind unbegrenzte Ressourcen. Wir müssen sie nur nutzen.” sagt er. Wie er in seinem Buch Kopf schlägt Kapital schreibt, ist er überzeugt, dass man nicht viel Geld braucht um zu gründen, sondern Kreativität der entscheidende Faktor ist. Diese Einstellung ist auch Teil der Wertebasis vom neuen Studiengang in Bremerhaven.

Tolles Feedback für GIF

In Deutschland gibt es schon einige sehr gute Studiengänge im Bereich Entrepreneurship. Beispielsweise an der HWR – Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin  und der TU – Technischen Universität Berlin. Allerdings ist es in Deutschland noch einzigartig an einem echten Unternehmen und ohne traditionelle Vorlesungen zu studieren. Auch das gründen und unternehmen im Team gibt es in anderen Studiengängen noch nicht. Dafür gab es ein paar überraschte Kommentare (“Was? Ihr macht das wirklich an einem echten Unternehmen?”) und viel positive Rückmeldungen von Interessierten und Fachpublikum.

Ein paar Besucher haben sich auch gleich für’s nächste Jahr angekündigt. Wir freuen uns drauf!

 

INFO-VERANSTALTUNG “ENDSPURT”

Seinen Studiengang sucht man sich nicht alle Tage aus. Die Studienwahl hat weitreichende Folgen und gibt manchmal dem ganzen weiteren Leben eine Richtung. Da lohnt es sich, die Entscheidung gut informiert zu treffen.

Die Aktion “Endspurt” der Hochschule Bremerhaven bietet die Chance, je zwei Stunden mit Professorinnen und Professoren verschiedener Bachelorstudiengänge zu verbringen, Fragen zu stellen, Gleichgesinnte zu treffen und die Hochschule kennenzulernen.

Am Freitag, den 25. Mai, um 10-12 Uhr sind wir mit unserem neuen Studiengang Gründung, Innovation, Führung (GIF) an der Reihe. Alle Interessierten sind eingeladen vorbeizukommen.

Voraussichtlich werden wir:

  • euch in einer Präsentation Besonderheiten des Studiengangs GIF erläutern,
  • mit euch über eure unternehmerischen Interessen, Ideen und Erwartungen sprechen,
  • möglichst alle Fragen beantworten und
  • einen gemeinsamen Rundgang durch die Hochschule und zum Alten Fährhaus unternehmen, wo der Studiengang GIF sein Zuhause haben wird.

Interesse? Dann melde dich bitte an, damit wir wissen, mit wie vielen Personen wir rechnen können. Eine kurze E-Mail an endspurt@hs-bremerhaven.de mit Angabe des gewünschten Studienganges (bzw. der Studiengänge, wenn dich mehrere interessieren) reicht aus.

(Text und Illustration: Michael Vogel)

 

INTENSIVTRAINING FÜR DAS GIF-TEAM

Die künftigen Studierenden des Studiengangs GIF werden Formen des Lernens und Arbeitens kennenlernen und praktizieren, die sich grundlegend von denen unterscheiden, die sonst an Hochschulen üblich sind. Doch nicht nur die Studierenden, auch wir künftigen Team Coaches des Studiengangs dürfen viel Neues lernen.

Damit haben wir schon vor einiger Zeit begonnen. Doch nun, rund 150 Tage vor dem Start des Studiengangs “Gründung, Innovation, Führung” (GIF),  wurde es ernst. Eine intensive Trainingswoche liegt hinter uns. Acht Stunden pro Tag wurden wir von einer der erfahrensten Team Coaches weltweit auf unsere Aufgaben und Rollen bei GIF vorbereitet. Der 1. Mai war für uns tatsächlich ein Tag der Arbeit.

Ulla Luukas, Head Coach der Tiimiakatemia (Team Academy) im finnischem Jyväskylä, war nach Bremerhaven gekommen, um mit uns verschiedene Themen, Modelle, Methoden und Techniken zu vertiefen, wie z.B. Teamrollen, Teamentwicklung und Teamtraining, Lernarchitektur und Lernumgebungen, Lernkontrakt und Portfolio, Rocket Days und Days of Pain, Learning Circus und Lektüreprogramme, Kompetenzprofil, Raketenmodell und Lernevaluation. Wir planten in Ansätzen die erste Woche des Studiengangs und ebenso den ersten Jahresverlauf, diskutierten über sinnvolle Interventionen in schwierigen Teamsituationen und über Selbststeuerung des gesamten Studiengangs.

Ulla Luukas, Head Coach der Tiimiakatemia (Quelle: JAMK University of Applied Sciences)

Gemeinsam mit Ulla Luukas besuchten wir das Alte Fährhaus, in dem der Studiengang sein Zuhause finden soll, und sprachen über Möglichkeiten der Raumnutzung, der Raumgestaltung und Fragen der technischen Ausstattung. Ulla war von dem Gebäude ebenso begeistert, wie wir es sind. Es ist der ideale Ort für GIF.

Altes Fährhaus (mit grünem Dach) in Bremerhaven

Wir stellten erleichtert fest, dass wir keinen Grund haben, auf unsere künftigen Studierenden neidisch zu sein, die so viel lernen dürfen. Denn auch wir haben viel zu lernen, sowohl in der Vorbereitung des Studiengangs, als auch zusammen mit unseren künftigen Studierenden.

 

(Text und Grafik: Michael Vogel)